Das Gleichnis vom Telegraf

In längst vergangenen Zeiten, als der Telegraf das schnellste Übertragungsmedium war, wurde jemand gesucht, der einen dieser Apparate bediente. Dazu waren Kenntnisse des Morse-Alphabets unbedingte Voraussetzung. Jeder Buchstabe wird dabei durch eine Kombination aus langen und kurzen Signaltönen verschlüsselt.

Ein junger Mann bewarb sich um diese Stelle und wurde zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Nachdem er sich am Empfang der Firma registriert und neben den sieben anderen Bewerbern im Wartebereich Platz genommen hatte, war er von allerlei Geräuschen umgeben, wie dem Rattern einer Schreibmaschine, dem Brummen verschiedener Geräte und auch dem Piepsen eines Telegrafen im Hintergrund.

Nach einer Weile stand dieser junge Mann auf und ging ins Chefbüro. Die Mitbewerber wunderten sich, dass er zuerst eintrat aber meinten, er würde sich durch sein unaufgefordertes Vordrängeln selbst ausschließen. Kurz darauf begleitete der Chef den jungen Mann in den Vorraum und sprach zu den anderen: „Meine Herren, vielen Dank für Ihr Kommen, aber die Stelle ist vergeben.“

Die anderen Bewerber entrüsteten sich und sprachen zueinander: „Dieser war der letzte, der kam. Wir hatten ja überhaupt keine Chance. Das ist unfair.“ Darauf der Chef: „Es tut mir leid, aber ich habe Sie die ganze Zeit im Morsecode angesprochen: Wenn Sie diese Nachricht verstehen, kommen Sie herein. Sie bekommen die Stelle.“

Auch wir sind umgeben von allerlei Stimmen, Angeboten und Nachrichten, die unsere ganze Aufmerksamkeit beanspruchen. Manchmal überhören wir die sanfte Stimme im Hintergrund, die uns zu tieferer Gemeinschaft mit Gott einladen will. Bist du auch abgelenkt oder hörst du, was Gott für einen Segen gerade heute für dich vorbereitet hat?

„So seht nun darauf wie ihr zuhört. Denn wer da hat, dem wird gegeben; wer aber nicht hat, von dem wird genommen, auch was er meint zu haben.“

Lukasevangelium, Kap. 8, Vers 18

Jesus erzählte den Menschen eine ähnliche Geschichte. Am Ende gab es auch einige, die protestierten. Ihnen wurde gesagt:

„Ist es mir nicht erlaubt, mit dem Meinigen zu tun, was ich will? Blickt dein Auge böse, weil ich gütig bin? Also werden die Letzten Erste, und die Ersten Letzte sein; denn viele sind Berufene, wenige aber Auserwählte.“

Matthäusevangelium, Kap. 20, Verse 15-16