Wo warst du?

Es hat geknallt. Die herbeigeeilten Polizeibeamten versuchen, den Hergang des Unfalls zu rekonstruieren. Auf der Fahrbahn werden einige Stellen markiert. Zwei Personen stehen neben dem Fahrzeug, wo ein Beamter Informationen zum Un­fall­hergang sammelt. Offenbar ge­nüg­en die Er­kennt­nisse der Spu­ren­sicherung nicht, erst die Befragung der Zeugen liefert ein vollständiges Bild. Ja, man müsste sich zu Recht wundern, wenn diese entscheidende Informationsquelle außer Acht gelassen würde. So gut sich jene Beamten auch in ihrem Fach auskennen mögen, sie sind keine Augenzeugen. Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen. Experten können nur rekonstruieren und die Spuren analy­sieren. Ihre Ermittlungen sind wich­tig und ergänzen das Bild vom Her­gang des Ge­sche­hens. Aber es wäre fatal, jene nicht zu befragen, die alles mit eigenen Augen gesehen und miterlebt haben.

Jeder, der eine Zeugenaussage abgibt, muss sich einer wichtigen Frage stellen: „Wo waren Sie, als es passiert ist?“ Würde man jemanden als Zeugen zulassen, der gar nicht anwesend war oder alles nur aus großer Entfernung verfolgt hat? Wohl kaum!

Heutzutage gibt es viele, die genau wissen, wie alles abgelaufen ist, obwohl sie nachweislich selbst nicht dabei waren. Ich meine keinen Verkehrsunfall, sondern etwas viel Größeres. Obwohl durch dieses Groß­ereignis die wunderbarsten Dinge her­vorgebracht wurden, hält sich hartnäckig die These, dass es nur ein Unfall war, ein großer Knall, durch den der Kosmos, die Erde und schließlich auch der Mensch entstanden. Spuren gibt es ­wie Sand am Meer und Theorien in großer Zahl.

Doch es gibt eine jahrtausendealte Frage, die bis heute für uns in der Bibel festgehalten wurde. Sie taucht am Ende eines langen Gespräches zwischen wohlmeinenden Experten und ihrem notleidenden Freund auf. Es ist eine Frage, die genau dort steht, wo man eigentlich die Antwort erwarten müsste, eine Frage, die uns zeigt, wo wir unsere menschlichen Kompetenzen überschritten haben. Diesmal kommt sie von Gott selbst:

„Da antwortete der HERR dem Hiob aus dem Gewittersturm und sprach: Wer verfinstert da Gottes Rat mit seinen unverständigen Reden? Gürte doch deine Lenden wie ein Mann! Ich will dich fragen, lehre mich! Wo warst du, als ich den Grund der Erde legte? Sage an, wenn du es weißt!“

Hiob 38,1-4

Kann eine solche Frage als Teil der Antwort dienen? Hier fragt jemand, nicht weil er Informationen einholen will, sondern damit Menschen lernen, ihre Weltanschauung zu hinterfragen. Vertrauen wir seinem Wort oder den „Experten“, vor allem jenen, die im Nachhinein alles besser wissen (etwa wie lange es gedauert hat!), obwohl sie selbst nicht dabei waren? Gott kennt alle klug klingenden Versuche, die Ent­stehung und den Lauf der Welt ohne ihn erklären zu wollen. Dem­entsprechend lesen wir die Frage:

„Wo ist der Weise, wo der Schriftgelehrte, wo der Disputiergeist dieser Welt? Hat nicht Gott die Weisheit dieser Welt zur Torheit gemacht?“

1. Korintherbrief 1,20

Wenn die rechte Antwort auf Gottes Frage nicht in menschlichen Philosophien zu finden ist, wo dann? Es sollte uns nicht überraschen, dass auf die Wo-Frage des Schöpfers nur ein von Gott bereitgestellter Ort die rechte Antwort ist. Dieser Ort ist „Christus, in dem alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen sind.“ (Kolosser 2,2-3) Um dorthin zu kommen, kann das Gebet des Hiob ein erster wichtiger Schritt sein:

„Ich erkenne, dass du alles ver­magst, und nichts, das du dir vor­ge­nom­men, ist dir zu schwer. Wer ist der, der den Ratschluss verhüllt mit Un­ver­stand? Darum bekenne ich, dass ich habe unweise geredet, was mir zu hoch ist und ich nicht verstehe. So höre nun, lass mich reden; ich will dich fragen, lehre mich!“

Hiob 42,2-4