Die drei Freunde hatten einen weiten Weg zurückgelegt, um ihn zu besuchen. Mitgebracht hatten sie eine Botschaft, die ihm erklären konnte, warum in seinem Leben alles schiefgelaufen war. Sie wussten genau: Wenn er ihre Worte annehmen könnte, so würde sich sein Leben verbessern. Aber warum sollte er ausgerechnet ihnen glauben? Woher nahmen sie die Vollmacht so zu reden? Gute Frage, nicht wahr? Einer der drei kann es daher auch kaum erwarten, Zeugnis über ein außergewöhnliches Erlebnis zu geben und so alle Zweifel an der Gültigkeit seiner Worte auszuräumen:
Zu mir aber stahl sich ein Wort, mein Ohr vernahm ein leises Flüstern; beim Nachdenken über Nachtgesichte, als tiefer Schlaf auf die Menschen gefallen war, da kam Furcht über mich und ein Zittern und durchschauerte alle meine Gebeine; denn ein Geist ging an mir vorüber, die Haare meines Leibes standen mir darob zu Berge. Er stand da, und ich erkannte sein Aussehen nicht, eine Gestalt war vor meinen Augen, ich hörte eine flüsternde Stimme…
Buch Hiob, Kap. 4, Verse 12-16
So ein Erlebnisbericht müsste doch jeden überzeugen. Doch die Zielperson bleibt stur und hinterfragt die dargebotene Lehre kritisch. Ganz am Ende wartet eine dicke Überraschung. Gott selbst meldet sich zu Wort. Die Nachtvision erwähnt er mit keiner Silbe. Stattdessen sagt er:
Mein Zorn ist entbrannt über dich und deine beiden Freunde, denn ihr habt nicht recht von mir geredet, wie mein Knecht Hiob.
Buch Hiob, Kap. 42, Vers 7
Auch wir sollen uns bewusst machen, dass jegliche Lehre geprüft werden muss, auch und gerade dann, wenn subjektive Erfahrungen als Beweis dafür bemüht werden. Der Apostel Johannes schrieb Worte, die uns auch heute mahnen:
Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie von Gott sind! Denn es sind viele falsche Propheten hinausgegangen in die Welt.
1. Brief des Johannes, Kap. 4, Vers 1