„Siehe, ich stehe vor der Tür …“

„… und klopfe an. So jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.“

(Offenbarung 3,20)

Wer muss sich bekehren? Wir denken gewöhnlich an Menschen, die sich schlecht verhalten haben und Gott überhaupt nicht kennen. Gern wird die eben zitierte Bibelstelle angeführt, um Nichtchristen zu ermutigen, Jesus doch endlich in ihr Leben hineinzulassen.

Wir finden die obige Aussage im letzten Buch der Bibel – der Offenbarung des Johannes. In den Kapiteln 2-3 gibt Jesus der Herr in Form der sogenannten Sendschreiben einigen Gemeinden in Kleinasien eine spezielle Botschaft mit auf den Weg. Gegen Ende des 1. Jahrhunderts war die Situation für Christen kritisch: Es drohte ihnen Verfolgung von außen, gleichzeitig begannen Irrlehren die Gemeinde von innen zu zersetzen. Es handelte sich also um eine Botschaft an Menschen, die bereits Christen waren.

Eine der erwähnten Gemeinden befand sich in Laodizea – im Südwesten der heutigen Türkei. Der Inhalt des Sendschreibens an diese Gemeinde (Kap. 3, Verse 14-22) lässt keine Zweifel an der Tatsache zu, dass die Christen dort Gott untreu geworden waren und sich im Zustand der Verlorenheit befanden. Jesus bezeichnet sie als „lauwarm“ (Vers 16), „elend“, „arm“, „blind und bloß“ (Vers 17). Er war nicht länger in ihrer Mitte, wie er es ursprünglich seiner wahren Gemeinde verheißen hatte (Matthäus 18,20). Stattdessen stand er draußen vor der Tür (Vers 20). Sein Anklopfen und Bitte um Einlass steht symbolisch für die Aufforderung zur Umkehr, wie sie in Vers 19 im Klartext formuliert ist.

„Alle, die ich gern habe, weise ich zurecht und erziehe sie. Mach darum Ernst und ändere deine Einstellung.“

Hier geht es nicht darum, dass Nichtchristen einfach die „Tür ihres Herzens“ öffnen und im selben Moment Rettung erfahren. Vielmehr steht Jesus vor den Türen einer abgeirrten Gemeinde und fordert die Christen dort zur Umkehr auf.

Ganz ähnlich verhält es sich mit einer Bibelstelle, die in vielen gut gemeinten Traktaten als „Bekehrungsvers“ für Nichtchristen gebraucht wird:

Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns; wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.

1. Johannes 1,8-9

Auch hier geht es im Zusammenhang um Menschen, die schon Nachfolger des Herrn sind. An den dick hervorgehobenen Worten wird deutlich, dass der christliche Verfasser (Johannes) sich selbst mit einschließt.

Dem Nichtchristen dagegen gibt Gottes Wort noch einige andere Anweisungen: Damit Christus überhaupt im Herzen wohnen kann, muss Glaube vorhanden sein (Epheser 3,17). Dieser Glaube kommt nur durch eine gründliche Beschäftigung mit der biblischen Botschaft zustande (Römer 10,17). Es ist kein theoretischer Glaube, sondern mündet im praktischen Gehorsam (Johannes 3,36; Hebräer 5,9). Natürlich gehört auch zum Christwerden selbst die Umkehr, die Abkehr von alten Gewohnheiten und von der eigenen Ich-Bezogenheit. Dieser Schritt ist so radikal, dass er mit dem Sterben Jesu am Kreuz verglichen wird (Galater 5,24). Ohne den Tod von Jesus wäre Errettung unmöglich und bei der Bekehrung gibt sich der heilssuchende Mensch ganz in die Hände der Gnade Gottes (Epheser 2,8). Er lässt sich mit Christus begraben, und zwar in der Taufe (Römer 6,3-7). Anschließend beginnt ein neues Leben mit dem Auferstandenen. Bist du schon auf diesem Weg Christ geworden?